Historie des Chorverbandes Münster Stadt und Land
1907 - 1987
(entnommen der Festschrift " 80 Jahre Sängerkreis Münster" , 1987)
Es war nicht leicht, nach den Zerstörungen durch den Krieg und die Vernichtung von vielen Unterlagen die Anfänge des Chorwesens und die Entstehung der Gesangvereine im münsterschen Raum nachzuvollziehen. Sicherlich sind die Ermittlungen auch jetzt noch nicht vollständig. Vielleicht können sie in den folgenden Jahren durch Archivfunde ergänzt werden.
Die ersten Gesangvereine in unserem Gebiet sind nachweislich Anfang der 50erJahre des vorigen Jahrhunderts gegründet worden. Ob auch noch früher, wie in anderen Landesteilen, war urkundlich leider nicht feststellbar.
In den folgenden Jahrzehnten entstanden weitere Männergesangvereine, die sich bei besonderen Anlässen zu großen Chorgruppen vereinigten, um in der damals gewünschten Form als "Massenchor" in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Die Chöre und Gesangvereine hatten es nicht leicht, zwischen dem eigenen musikalischen Anspruch und dem damaligen Pathos den richtigen Weg zu finden. Mussten doch für Auftritte bei besonderen Anlässen (z.B. Serenade vor dem Kaiser im Jahre 1907) die vorgeschlagenen Lieder erst genehmigt werden, bevor sie vorgetragen werden durften.
Aus den Archivunterlagen is t zu erkennen, dass die Bürger die Gemeinschaft suchten, diese in den Chören fanden und sich dabei recht wohl fühlten. Anfang dieses Jahrhunderts existierten in Münster bereits über 40 Männerchöre; im Vergleich zur Einwohnerzahl und zur Bevölkerungsdichte des Umlandes eine beachtliche Zahl.
Der Zusammenhalt der Vereine untereinander und die Gemeinsamkeit bei öffentlichen Auftritten in Massenchören führten dann schließlich am 21. Oktober 1907 zur Gründung des "Männerchorbundes Münster Stadt und Land", dessen erster Vorsitzender Geheimrat Dr. Siemon und dessen Bundesdirigent Universitäts-Musikdirektor Dr. Nießen waren. Wie hoch die Gründung dieses Männerchorbundes eingeschätzt wurde, ist daran zu erkennen, dass Kommandierender General von Vissing, Oberpräsident Staatsminister von der Recke, Regierungspräsident von Gescher, Landeshauptmann Dr. Hammerschmidt und Oberbürgermeister Dr. Max Jungeblodt in das Ehrenkomitee gewählt wurden.
Da sich bereits früher in anderen Landesteilen, besonders im süddeutschen Raum, die ersten übergeordneten Organisationen oder Bünde wie z.B.
1849 der Schwäbische Sängerbund,
1858 der Maintalsängerbund ,
1860 der Pfälzische Sängerbund,
1862 der Badische Sängerbund,
der Fränkische Sängerbund,
der Schwäbisch-Bayerische Sängerbund und
der Rheinische Sängerbund
gegründet und sich am 21.09.1862 in Coburg zum Deutschen Sängerbund zusammengeschlossen hatten, ergriff der Oberpräsident von Westfalen, Staatsminister Dr. Freiherr von der Recke, die Initiative zur Gründung eines "Westfälischen Sängerbundes".
Die Chronik berichtet dazu:
"In der richtigen Erkenntnis, dass bei der sonderlich großen Zahl der Männergesangvereine in Westfalen ein engerer Zusammenschluss nottue zur Sicherung wahrer Pflege des deutschen Männergesanges, wandte er sich im Jahre 1906 an einzelne sich dafür interessierende Männer der Provinz, die mit Freude und Genugtuung den Plan zur Gründung eines Sängerbundes aufgriffen. Der Städtische Musikdirektor Robert Laugs aus Hagen wurde beauftragt, eine Denkschrift über Zweck und Ziele des Bundes auszuarbeiten.
Robert Laugs und der Lehrer Friedrich Kauermann aus Dortmund wurden vom Oberpräsidenten beauftragt, das Deutsche Sängerbundesfest in Breslau zu besuchen, die Organisation zu studieren und zu führenden Männern Verbindung aufzunehmen. Am 02. Februar 1908 erstatteten sie vor 200 Delegierten der Männergesangvereine und Honoratioren Bericht.
Am 05. Juli 1908 kam es dann im Festsaal des "Kölnischen Hofes" in Dortmund, immer noch unter der Federführung des Staatsministers Freiherr von der Recke, zur Gründung des "Westfälischen-Provinzial-Sängerbundes" mit Bürgermeister Dr. Ernst Eichhaff aus Dortmund als 1. Bundesvorsitzenden; 2. Vorsitzender wurde Geheimrat Dr. Siemon aus Münster.
Zum 1. Bundeschormeister wurde Robert Laugs aus Hagen, zum 2. Bundeschormeister Universitätsdirektor Dr. Wilhelm Nießen aus Münster berufen.
Mit Dr. Siemon und Dr. Nießen waren damit zwei Gründer und Vorstandsmitglieder des "Männerchorbundes Münster Stadt und Land" im Vorstand des "Westfälischen Sängerbundes" vertreten. Eine Verbindung, die sich auf die künftige Entwicklung auch im münsterschen Raum nur günstig auswirken konnte.
Durch den organisatorischen Zusammenschluss der Männergesangvereine wurden die Großveranstaltungen des "Männerchorbundes Münster" zahlreicher und erfolgreicher.
So berichtete der "Westfälische Merkur" (heute "Westfälische Nachrichten")"'am 28. 07.1908 von einem Schlossgartenkonzert, bei dem über 10.000 (!) Zuhörer anwesend waren, die den Liedvorträgen von zwei ca. 900 und 200 Mann starken Männerchören lauschten. Im Übrigen war der Erlös des Konzertes für die neue Stadthalle in Münster bestimmt.
Bis zur Lähmung und Einschränkung der Chorarbeit durch den Ersten Weltkrieg waren Chöre und Vertreter des "Männerchorbundes Münster" rege beteiligt bei den Westfälischen Sängerbundesfesten in Dortmund (1910) und Hagen (1912).
Die Aktivitäten nach dem Kriege begannen bereits im Oktober 1919 mit dem Sängertag des "Männerchorbundes Münster Stadt und Land", auf dem der seit 1907 amtierende 1. Vorsitzende Dr. Siemon das Amt abgab an Rechtsanwalt Theodor Petermann.
Höhepunkt zwischen den beiden Weltkriegen war sicherlich für Münster und seine Chöre das 4. Westfälische Sängerbundesfest in Münster in der Zeit vom 10.- 12.07.1926. Rechtsanwalt Petermann im Festausschuss , Dr. Siemon als Festredner, ein Festkonzert des Männerchorbundes unter Leitung von Generalmusikdirektor Schulz-Dornburg garantierten für einen interessanten Ablauf. Die "Münstersche Zeitung" berichtete am 17.07. 1926 auf mehreren Seiten ausführlich über dieses überregionale Ereignis.
Weitere Konzerte, Serenaden, Singen vor dem Rathaus usw. sorgten für Belebung der Sängergemeinschaft. Selbst eine Gemeinschaftsfahrt mit 1.300 Sängern nach Borkum im August 1928 war vom Vorstand organisiert worden.
Schnell vergingen die Jahre und bereits am 15.10.1932 lud der "Männerchorbund Münster Stadt und Land" zu einem Festkommers aus Anlass des 25-jährigen Bestehens in die Stadthalle in Münster ein. Anwesend waren unter anderem Oberbürgermeister Dr. Zuhorn, Beigeordneter Dr. Fulda und Landeshauptmann Dr. Dieckmann. Dem Festkommers folgte am Tage darauf ein großes Festkonzert in der Halle Münsterland, das Tausende von Zuhörern angelockt hatte.
Von der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 blieben auch der Männerchorbund und seine Chöre nicht unberührt. Wenn auch im Rahmen der Gleichschaltung der Vereine und Verbände verhindert werden konnte, dass der DSB nicht wie andere Organisationen in die Partei überführt wurde, so machte sich doch die parteiliche Überwachung bemerkbar. Das so genannte Führerprinzip wurde eingeführt. Aus den Vorsitzenden wurden Vereinsführer bzw. Kreissängerführer. Nur sie wurden gewählt, die anderen Vorstandsmitglieder vom Vereinsführer ernannt. Der "Männerchorbund " wurde umbenannt in "Sängerkreis Münster Stadt und Land". In der Regel konnten aber die Chöre ihre Selbständigkeit wahren, wenn auch mit viel Vorsicht und Zurückhaltung.
In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war das Vereinsleben unserer Chöre zwangsläufig ruhiger geworden, teilweise musste es ganz eingestellt werden. Dennoch, trotz der Wirren der Zeit und des schrecklichen Endes, blieb der Kontakt innerhalb der Chöre teilweise erhalten. Dies war auch mit der Grundstein zum Neubeginn nach dem Kriege. Bereits 1945 hatte der Kreisvorsitzende Petermann wieder mit 14 Chören die Chorarbeit im Sängerkreis Münster Stadt und Land beginnen können. 1949 waren es bereits 36 Chöre. Hier sollte die Aufbauarbeit der Chöre nicht unerwähnt bleiben, die mit ihrer Singe Tätigkeit zur Belebung der Nachkriegsgesellschaft und Aufmunterung der Bürger beigetragen haben.
Auch waren es unsere Chöre, die, wenn auch zaghaft und vorsichtig , sich um die Gründung von internationalen Partnerschaften bemüht hatten. Sie hatten sehr bald über die Grenzen hinaus mit ihrer Musik Brücken geschlagen und Freundschaften schneller geschlossen, als es durch Politik und Diplomatie möglich war. Leider ist diese Vorleistung unserer Chöre heute teilweise in Vergessenheit geraten. Desgleichen hatte der Sängerkreis auch den lokalen Ereignissen seine Aufmerksamkeit geschenkt und immer wieder die Sänger zu Gemeinschaftschören zusammengestellt, etwa zu Gunsten des Wiederaufbaues von Rathaus, Stadttheater oder Halle Münsterland. Bei allen Gelegenheiten war der Sängerkreis Ansprechpartner für seine Chöre. Die Zusammenarbeit und das Verständnis der Chöre untereinander waren früher wie heute gut. Das beweisen die großen Sängertreffen, deren Einladungen in der Regel von den einzelnen Chören ausgehen, sei es zu Freundschaftssingen, Gemeinschaftskonzerten, Wettstreiten, Pokalsingen oder anderen Treffen.
Auch verbinden viele Chöre ihre Auslandsreisen mit Chorgesang, meistens mit Treffen der dort ansässigen Chöre, die wiederum Gelegenheit zu Gegenbesuchen in Münster nehmen. So kam auch der Ruf, bei der britischen Militärmusikschau in der Halle Münsterland zu Gunsten des Deutschen Roten Kreuzes mit einer großen Chorgruppe mitzumachen, von den Engländern selbst. Erfreulicherweise besteht diese Zusammenarbeit bereits über zehn Jahre.
Organisatorisch trat nach dem Kriege die erste Veränderung an der Spitze des Sängerkreises im Jahre 1953 ein. Der mit kurzer Unterbrechung fast 35 Jahre amtierende Kreisvorsitzende Theodor Petermann kandidierte auf dem Sängertag im Mai 1953 nicht mehr. Gewählt wurde als sein Nachfolger Heinz Genenger, der bis zum Jahre 1972 den Vorsitz führte. Nach ihm hat Werner Krokowski den Kreisvorsitz übernommen, Dass der Sängerkreis Münster Stadt und Land seit seiner Gründung vor 80 Jahren mit bisher vier Kreisvorsitzenden auskam, war die beste Garantie für kontinuierliche Verbands- und Chorarbeit, die bis in die heutige Zeit erfolgreich war.
Musikalisch beraten und unterstützt wurde der Kreisvorstand seit seiner Gründung von bekannten und bewährten Musikfachleuten als Kreischorleiter, u.a. von:
Universitätsdirektor Dr. Nießen,
Generalmusikdirektor Schulz-Dornburg,
Franz Ludwig,
Generalmusikdirektor Dressel,
Werner Göhre,
Professor Vetter und
Chordirektor ADC Giemens Nagel.
Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Kreischorleiter, dem Kreismusikbeirat und dem Kreisvorstand ermöglichten die kontinuierliche Durchführung von bisher 14 Kreischorkonzerten seit 1973.
Da nach dem Kriege die Chorszene sich erfreulicherweise in der Struktur veränderte, d.h. durch die vermehrte Gründung von Frauenchören, gemischten Chören sowie Kinder- und Jugendchören die Palette der anzubietenden Chormusik vielfältiger gestaltet werden konnte, wurde auch schon sehr zeitig neben den auch heute noch zahlenmäßig dominierenden Männerchören die Möglichkeit zum Beitritt in den Sängerkreis für alle Chorgattungen geschaffen. Damit war die Möglichkeit gegeben, dass bei den Kreischorkonzerten auch alle Chorgattungen berücksichtigt werden konnten. Dabei gilt eine besondere Fürsorge des Sängerbundes den angeschlossenen Kinder- und Jugendchören.
Eine weitere zum jährlichen SängerkreisProgramm gehörende Veranstaltung ist die Matinee im Rathausfestsaal der Stadt Münster mit der zentralen Ehrung von Jubilarinnen und Jubilaren aus den Chören des Sängerkreises. Mit Chor- und Instrumentalmusik festlich umrahmt und mit Festvorträgen von Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung und Musikwissenschaft hat sich dieser würdige Rahmen bewährt. Die Matinee ist inzwischen eine gern besuchte Feierstunde geworden.
Die Aktivitäten des Sängerkreises in den vergangenen 15 Jahren bewirkten auch eine verstärkte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, bei den örtlichen Politikern und den kommunalen Verwaltungen, die der Arbeit des Sängerkreises und der Chöre förderlich war, aber bei weitem noch nicht das Ziel unserer Wünsche erreicht hat. Mögen sich alle Verantwortlichen in Politik und Verwaltung darüber im Klaren sein, dass musische Bildung und deren Anwendung erst ein harmonisches Zusammenleben in einer hektischen und technisierten Gesellschaft möglich machen. Aus dieser Erkenntnis heraus entsteht aber auch eine gewisse Fürsorgepflicht gegenüber den Kulturtreibenden Institutionen, um durch Anerkennung und finanzielle Hilfen kulturfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Auf diesem Gebiet ist in den Jahrzehnten nach dem Kriege einiges versäumt worden. Die Gelegenheit, hier etwas nachzuholen, sollte nicht länger hinausgeschoben werden.
1987 - 1999
(aufgezeichnet von Wilhelm Schulte und Ludger Voß)
Aus rechtlichen Gründen wandelte sich der Sängerkreis im Jahr 1988 in einen eingetragenen Verein um. Die Eintragung erfolgte in das Vereinsregister beim Amtsgericht Münster unter der Nummer 3.045. In diesem Jahr trat der Sängerkreis auch dem "Förderverein der „Hochschule für Musik Münster" bei.
Der Aufbau des lokalen Rundfunks "Antenne Münster" weckte natürlich auch das Interesse des Sängerkreises. Trotz großer Anstrengungen gelang es bisher nicht, den Sängerkreis als Mitglied in die Veranstaltergemeinschaft einzureihen.
An einer vom Sängerbund NRW durchgeführten Werbeaktion mit dem Ziel, Nachwuchs für die Chöre zu bekommen, beteiligte sich der Sängerkreis natürlich auch. In ganz NRW wurde mit gleichen Plakaten in öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, Probelokalen und Musikschulen für das Singen im Chor geworben.
Große Resonanz fand bei den Chören die Einladung des Generalmusikdirektors der Städt. Bühnen Münster, Lutz Herbig, an einem Benefizkonzert zu Gunsten der "Aktion Sorgenkind" in der Halle Münsterland teilzunehmen. Trotz des großen Engagements der Chöre war diese Veranstaltung, an deren Organisation der Vorstand des Sängerkreises nicht beteiligt war, wenig erfolgreich. Sie fand zwar statt, aber organisatorische Fehler und ein schlechtes Marketing ließen diese Veranstaltung finanziell zu einem Misserfolg werden.
Andere, vom Sängerkreis organisierte Veranstaltungen waren dagegen sehr erfolgreich. Als Beispiel sei hier der Auftritt eines russischen Knabenchores aus Moskau in der Lambertikirche und im H1 der Universität Münster genannt. 76 Jungen im Alter von 10 bis 18 Jahren wurden vom Sängerkreis betreut. Den Kontakt zu dem Chor hatte Werner Krokowski geschaffen.
An der 750-Jahr-Feier der Stadt Telgte beteiligten sich alle dem Sängerkreis angeschlossenen Telgter Chöre. Die Stadt Münster bereitete sich auf ihre 1200-Jahr-Feier im Jahr 1993 vor. Unter der Leitung des Kulturdezernenten, Stadtdirektor Hermann Janssen, bereitete eine Projektgruppe dieses Jubiläumsjahr vor. Viele münstersche Chöre trugen mit ihren Konzerten in Kirchen, im Stadttheater, in der Halle Münsterland, im Schlossgarten und auf den Plätzen und Straßen der Stadt zu diesem großartigen Jubiläumsprogramm bei. Der Sängerkreis veranstaltete ein Kirchenkonzert mit 6 Chören in der evangelischen Universitätskirche und ein Galakonzert mit 16 Chören im großen Haus der Städt. Bühnen Münster.
Auf dem Kreissängertag 1994 hat es im Vorstand des Sängerkreises zahlreiche Veränderungen gegeben. Kreischorleiter Clemens Nagel war zurückgetreten. Seinen Aufgabenbereich übernahm Gerd Wiedau. Vom ausgeschiedenen stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Schroer übernahm Josef Niehues das Amt. Auch der langjährige Geschäftsführer des Sängerkreises , Eduard Grote, schied aus seinem Amt aus. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Schulte. Der bereits seit 1972 amtierende Kreisvorsitzende Werner Krokowski stand indes für eine weitere Amtszeit zur Verfügung.
Die soeben neu gewählten Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes erklärten den Delegierten, dass sie bei den Wahlen 1997 nicht mehr kandidieren würden. So hatten die Mitgliedschöre ausreichend Zeit sich nach geeigneten Nachfolgern umzusehen. Nachdem im Jahre 1995 Kreischorleiter Gerd Wiedau und auch sein Stellvertreter Gerhard Wild den Rücktritt von ihren Ämtern erklärt hatten, übernahm Georg Höing, zunächst kommissarisch, dieses Amt.
Wenn ein so langjährig eingespieltes Team, wie es der geschäftsführende Vorstand darstellte, ersetzt werden muss, bedeutet das erst einmal einen herben Verlust. Es bietet sich aber auch die Chance, dass neue Köpfe mit neuen Ideen die Zügel in die Hand nehmen. Die wie angekündigt 1997 ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Werner Krokowski, Josef Niehues, Wilhelm Schulte und Werner Dohr ehrten die Delegierten mit langem, stehend gespendeten Applaus, und als Dank und Anerkennung für ihre langjährige Arbeit und ihre großen Verdienste um den Sängerkreis wählten sie Werner Krokowski zum Ehrenvorsitzenden und Werner Dohr zum Ehrenschatzmeister.
Die nachfolgenden Wahlen hatten dieses Ergebnis:
Vorsitzender: Wilhelm Schulte
MGV Lyra 1900 Telgte
Stellv. Vorsitzender: Ludger Voß
Münsterscher Männergesangverein
Geschäftsführer: Theo Weber
MGV 1968 Albachten
Schatzmeister: Thomas Hüsken
MC LVA Westfalen
Kaum hatte der neue Vorstand seine Arbeit aufgenommen, stand schon wieder ein Jubiläum vor der Tür. Die Stadt Münster feierte das Jubiläum "350 Jahre Westfälischer Friede". Ähnlich wie im Jahr 1993 zum 1200-jährigen Jubiläum der Stadt war eine Projektgruppe mit der Koordination der Veranstaltungen und Aktionen betraut worden.
Der Sängerkreis beteiligte sich mit zwei Kirchenkonzerten als Kreischorkonzerte in Münster und in Telgte. Zur Aufführung gelangte die "Messe Breve" von Charles Gounod. Die Aufführungen wurden von Kreischorleiter Georg Höing geleitet. Natürlich beteiligten sich viele Chöre des Sängerkreises auch mit eigenen Programmen an den Veranstaltungen des Jubiläumsjahres. Ein besonders erwähnenswertes Konzert bot der Münstersche Männergesangverein im großen Haus der Städt. Bühnen Münster dar. Unter dem Titel "Hört ihr die Trommeln dröhnen? Lieder und Musik zu Krieg und Frieden" sangen und musizierten unter der Gesamtleitung von Gerhard Wild der MM, der Jugendchor des Gymnasium Paulinum, das Pro Musica Orchester Münster und die "Koninklijke Zangsvereeniging Nijmeegs Mannenkoor", ein Partnerchor des MM.
Zu den Höhepunkten des Jubiläumsjahres "350 Jahre Westfälischer Friede" gehörte das vom Westdeutschen Rundfunk und der Stadt Münster ausgerichtete "Westfälische Musikfest 1998", in dessen Programm auch zwei Chöre des Sängerkreises zu finden waren, deren Konzerte Große Beachtung und Anerkennung fanden: der Westfälische Kammerchor, der unter dem Gedanken "Verleih uns Frieden gnädiglich" unter der Leitung von Markus Föhrweißer geistliche Chormusik darbot und der MC Monasteria-Quartett, der, unterstützt vom Blechbläser-Quartett der Westfälischen Schule für Musik, in einem Rathauskonzert unter der Leitung von Rainer Schaphorn Madrigale und gesellige Chorlieder aus Renaissance und Gegenwart vorstellte.
Der neue Vorstand des Sängerkreises hat mit seinen ersten Sitzungen etliche kulturelle Einrichtungen der Stadt Münster besucht. In der Stadtbücherei, dem Stadtmuseum, der Westfälischen Schule für Musik und bei den Städtischen Bühnen tagte man und verschaffte sich durch kurze Einführungen einen Überblick über die jeweilige Einrichtung.
Auch Weiterbildungen für die Vorstandsmitglieder der Chöre wurden angeboten. Nicht nur die fachlich-klassischen Themen wie GEMA, Chorleiterverträge und Steuern wurden dabei behandelt. Ein Schwerpunkt lag auch bei dem Thema Vereinsführung und Kommunikation innerhalb des Vereines. Es waren auch die Fortbildungsangebote des Sängerbundes NRW im Angebot, die sich mit Fachgebieten wie Öffentlichkeitsarbeit und Aus- und Weiterbildung von Chorleitern, Sängerinnen und Sängern befassten.
Der Sängerkreis mit seinen Chören ist schon etliche Jahre Mitglied des "Vereins Musikhalle e.V." und unterstützt gerne dessen Belange und Aktivitäten. Erwähnenswert sind besonders die Musik- und Theaterfeste im Schloss in den Jahren 1990 und 1992, bei denen man den damaligen Oberbürgermeister Dr. Jörg Twenhöven als Moderator in einem farbenprächtigen Programm von Laienmusikern und Profis aus Oper, Tanz, Schauspiel und Orchester erleben konnte. Der Sängerkreis war hierbei durch eine große Zahl seiner Chöre vertreten.
Um den unabweisbaren Bedarf an einer Musikhalle erneut zu untermauern, wurde 1995 ein Spektakulum ganz besonderer Art und Weise auf dem Hindenburgplatz veranstaltet:
In einem Zirkuszelt, hoch zu Roß, moderierte der Generalintendant der Stadt. Bühnen Münster, Achim Thorwald, ein über dreistündiges Programm.
Diese Veranstaltung, bei der wiederum etliche Chöre des Sängerkreises mitwirkten, fand auch in den überregionalen Medien große Beachtung. Im Jahre 1999 schließlich, dem Jahr der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen, hat sich der Sängerkreis noch einmal nachdrücklich für die Belange des Vereins Musikhalle eingesetzt, in dem er mit seinen Chören eine groß angelegte Anzeigenkampagne des Vereins ideell unterstützte.